Die offizielle Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Reichelsheim erfolgte am 01. August 1874 unter dem ersten Direktor Volk, der auch zugleich Bürgermeister war. In der Zeit zuvor bestand in Reichelsheim - wie vielerors - bereits eine Pflichtfeuerwehr, aber man kam mehr und mehr zur Erkenntnis, dass behördliche Anordnungen nicht genügten, um ein intaktes Löschwesen zu gewährleisten. Nur ein fester Stamm ausgebildeter Männer konnte im Ernstfall einen erfolgreichen Einsatz garantieren. Bereits kurz nach der Gründung erfolgte die erste Bewährungsprobe, im Winter führte ein Blitzeinschlag zum Brand des Turmes der evangelischen Kirche. Die Männer der noch jungen Wehr bewiesen guten Sachverstand und große Ausdauer, so dass das gesamte Kirchenspiel voller Anerkennung für die erbrachten Leistungen war.

 1906 galt es einen Großbrand in der Brauerei Heil zu bekämpfen, nur dem schnellen Handeln der Feuerwehr ist es zu verdanken, dass kein Totalschaden zu verzeichnen war. Trotzdem entstand ein Schaden in Höhe von 10.000 Mark - für damalige Verhältnisse eine nahezu unvorstellbare Summe.

Während des ersten Weltkrieges verlor die Feuerwehr 4 Kameraden und die Spritze wurde als „Alt-Kupfer“ verkauft, eine Neuanschaffung erfolgte erst wieder 1920, nachdem es einen größeren Streit um die Finanzierung mit der Gemeinde gab.

Ein kompletter Wiederanfang und Neuaufbau war 1945 / 1946 nach dem Ende des 2. Weltkriegs erforderlich: Hier tat sich der seitherige Schriftführer Peter Trautmann hervor, der in diesem Zusammenhang auch zum 1. Kommandanten gewählt wurde.

Größere Schritte in der Fortentwicklung gab es ab 1956, als das neu geschaffene Feuerwehrgerätehaus im Keller der Turnhalle der Grundschule geschaffen wurde - das übrigens heute noch als Atemschutz- und Schlauchwerkstatt wertvolle Dienste leistet.

Hier wurde bereits beschlossen, auch ein erstes Löschfahrzeug anzuschaffen, was sich bis zur Auslieferung aber noch bis ins Frühjahr 1961 erstreckte, als das erste LF 8/8 seinen Dienst aufnahm. Mit diesem Meilenstein war die Reichelsheimer Wehr erstmals wirklich schlagkräftig einsatzfähig.

1971 wurde das neue -und bis heute genutzte- Feuerwehrgerätehaus eingeweiht, zunächst als reine Fahrzeughalle, so dass keine 10 Jahre später ein Anbau mit Aufenthalts-, Ausbildungsräumen, sanitären Einrichtungen und weiteren Fahrzeugstellplätzen erforderlich wurde.


Anlässlich des Bezugs wurden 1971 auch die ersten „Großfahrzeuge“ übergeben, ein LF 8 und ein TLF 16. Ebenfalls 1971 erfolgte ein Meilenstein zur langfristigen Sicherung des Brandschutzes in Reichelsheim: Die Gründung der Jugendfeuerwehr. Im Zuge des immer größer werdenden Aufgabenspektrums wurde eine stetige Ausweitung des Fahrzeugparks um Spezialfahrzeuge notwendig: 1973 wurde ein Schlauchwagen angeschafft, 1974 folgte ein Rüstwagen, insbesondere für die zunehmenden technische Hilfeleistungen.

Ein unvergessenes Highlight anlässlich des 100-jährigen Jubiläums war sicherlich die Ausrichtung des Kreisfeuerwehrtages im Jahr 1974. Den bisherigen Höhepunkt im Fuhrpark markierte 1999 die Anschaffung einer Drehleiter, bevor Anfang 2023 mit dem neuen Tanklöschfahrzeug neue Maßstäbe im Fahrzeugbestand geschaffen wurden. In den kommenden Jahren stehen zahlreiche Ersatzbeschaffungen an, da viele Fahrzeuge inzwischen älter als 20 Jahre sind.

 Aktuell versehen rund 60 aktive Feuerwehrfrauen und -männer den Einsatzdienst in Reichelsheim.

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