1874-2024: 150 Jahre Feuerwehr Reichelsheim - Mai: Epoche 5: 1946–1961

Nach dem Krieg ist ein vollständiger Neuaufbau nötig: Der langjährige Schriftführer der Feuerwehr, Peter Trautmann, beginnt mit dem Wiederaufbau der Wehr. Bei der Versammlung am 10. April 1946 können 32 Personen begrüßt werden, davon erklären 28 Männer ihren Eintritt in die Wehr.

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Es wird folgender Vorstand gewählt: Erster Kommandant: Peter Trautmann, Zweiter Kommandant: Johannes Steiger (gleichzeitig auch Zeugwart), Valentin Klingler fungiert als Rechner und Schriftführer. Beisitzer: Adam Steiger, Fritz Forth und Jakob Dequis. In der Wehr gibt es folgenden Gerätebestand: Tragkraftspritze (TS) 8, TS 4, Schlauchwagen, Hydrantenwagen, Schiebeleiter, mechanische Leiter, drei Hakenleitern, Kübelspritze, 200 Meter B-Schlauch und 100 Meter C-Schlauch.

Bürgermeister Georg Nicklas erhält 1947 von der Reparaturfirma der Tragkraftspritze einen Brief mit folgendem Inhalt: „Es sind erhebliche Mängel bei der Reparatur einer Tragkraftspritze festgestellt worden. Es wird darauf hingewiesen, die Sachen besser zu pflegen, sie zweckmäßig zu nutzen und in einem Gerätehaus unterzustellen.“ So wird bei der Generalversammlung am 24. Februar 1947 der Bau eines Spritzenhauses beschlossen, zur Finanzierung soll eine Haussammlung beitragen. Im Frühjahr liegen die Pläne für den Bau eines Spritzenhauses unterhalb des Schlossberges vor und werden beim Kreisbauamt in Erbach eingereicht. Leider bleibt es aber in den folgenden Jahren nur beim Schriftverkehr, denn ein Gerätehaus kann wegen fehlender Gelder nicht gebaut werden. In den folgenden Jahren werden dringend benötigte Ausrüstungsgegenstände angeschafft, darunter z.B. 100 Meter B-Schlauch, 300 Meter C-Schlauch und ein Einachsanhänger für eine Tragkraftspritze zum Preis von 1.080 DM. Die Durchführung von Übungen in regelmäßigen Abständen erhöht die Einsatzbereitschaft der Wehr. Brände werden in dieser Zeit in Ober-Ostern, Winterkasten und am Krautweg gelöscht.

Die Feuerschutzsteuer wird schon seit 1950 an die Feuerwehren für Löschgeräte, Fernmeldeeinrichtungen, Gerätehäuser, Brandverhütungsdienst und Wasserversorgung zurückgeführt.

Bei den Vorstandswahlen am 24. Januar 1951 werden gewählt: Erster Kommandant: Peter Trautmann, Zweiter Kommandant: Johannes Steiger, Rechner und Schriftführer Karl Klingler, Beisitzer: G. Niklas, H. Hörr und R. Borger. Da nur noch 25 aktive Mitglieder zu verzeichnen sind, werden seitens der Gemeinde zwei Jahrgänge zur Pflichtfeuerwehr gezogen und auch 1952 und 1953 werden wieder zwei Jahrgänge verpflichtet. Kommandant Peter Trautmann legt am 24. Juni 1953 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder und Johannes Steiger übernimmt die Aufgaben bis zur nächsten Wahl. Ein Gruppenführerlehrgang in Kassel wird von den Kameraden Robert Borger, Peter Frank und H. Hörr besucht. Im weiteren Verlauf des Jahres 1953 kommt es in nur rund 4 Wochen zu 4 größeren Bränden: Am 6./7. August brennt die Werkstatt in der Zimmerei Trautmann in der Helene-Göttmann-Straße in der Nacht und die Werkstatt steht komplett in Flammen. Das Wasser aus der Wasserversorgungsleitung reicht nicht aus und es muss eine längere Schlauchleitung (über 500 Meter) verlegt werden. Im Kesselhaus der Heilstätte Göttmann bricht vier Tage später ebenfalls ein Brand aus und auch hier muss Wasser über eine 400 Meter lange Wegstrecke gefördert werden, um die angrenzende Scheune des Fr. Jost vor den Flammen zu schützen. Die Feldscheune von Leonhard Bein brennt am 16. August und die aus Holz bestehende und mit Heu gefüllte Scheune wird ein Raub der Flammen. Das Wasser für die Löscharbeiten kommt aus dem Hydranten. Die Reichelsheimer Wehr wird am 7. September zur Unterstützung bei der Brandbekämpfung zum Hofgut Eitenmüller nach Rohrbach gerufen, hier erfolgt die Wasserentnahme aus dem Schacht des alten Bergwerkes und erneut ist die Verlegung einer langen Wegstrecke erforderlich. Der gemeinsamen Arbeit von sechs Feuerwehren ist es zu verdanken, dass es zu keinem höheren Schaden als 150.000 DM kommt, das Wohnhaus kann gerettet werden - schon damals unterstützten sich mehrere Feuerwehren gegenseitig bei großen Schadenslagen. Die Wahlen der Generalversammlung am 13. Januar 1954 bringen folgendes Ergebnis: Erster Kommandant Robert Borger, Zweiter Kommandant Johannes Steiger und Peter Trautmann wird zum Ehrenkommandanten ernannt. Im weiteren Verlauf des Jahres geht die erste Feuerwehrsirene -zum Preis von 1.380 DM von der Firma Elektro-Nicklas installiert- in Betrieb.

Johannes Steiger stellt am 13. Februar 1955 sein Amt als zweiter Vorsitzender zur Verfügung und Wolfgang Ihrig wird bis zur nächsten Vorstandswahl als zweiter Kommandant kommissarisch einstimmig gewählt, hiermit beginnt die "lange Ära Ihrig" in der Führung der Reichelsheimer Feuerwehr! Am 29. April 1955 brennt es bei Familie Germann in der Bachgasse, die Wasserentnahme erfolgt über einen Hydranten und aus dem in der Nähe befindlichen Bachlauf. Das Stiftungsfest der Feuerwehr Reichelsheim zum 80-jährigen Bestehen, verbunden mit dem Kreisfeuerwehrtag wird vom 9. bis 11. Juni 1956 ausgiebig gefeiert und stolze 65 Feuerwehren nehmen an dem Fest teil. Das neu errichtete Feuerwehrgerätehaus im Kellergeschoss der Sporthalle der heutigen Reichenbergschule wird anlässlich dieses Festes feierlich übergeben. Kleiner Rückblick zum Thema Spritzen- und Gerätehaus: Bevor die Feuerwehr in das Spritzenhaus einzog, wurden die Räume als Stockhaus“ (Gefängnis) genutzt. Bereits 1946 geht aus der Schulchronik hervor, dass es konkrete Vorstellungen für eine eigenes Feuerwehrhaus gab, denn aus diesem Jahr gibt es genaue Baupläne, ergänzend dazu wurden zwei Zeichnungen angefertigt, die das zukünftige Gebäude mit korrigiertem Schlauchturm zeigen; leider verzögerte sich der Neubau permanent: So fehlten manchmal die Zuteilungen für die Baumaterialien, dann wieder wurde von höherer Stelle vorgeschlagen, Zuschüsse des Landes zu beantragen usw.. In einem Schreiben aus dem Jahr 1953 wird geklagt, dass die Feuerwehr unbedingt ein neues Feuerwehrgerätehaus benötige. Als die neue Volksschule eingeweiht wurde, war der Gesamtplan hierfür noch nicht beendet. Der Architekt hatte zusammenhängend mit der Schule auch noch eine Turnhalle vorgesehen. Weil aber auch schon seit geraumer Zeit der Ruf nach einem neuen Spritzenhaus für die Feuerwehr immer wieder laut wurde, hatte der Architekt die Idee, ein Gerätehaus für die Feuerwehr in den Turnhallen-Neubau einzubeziehen.

Bei der Mitgliederversammlung am 06. Oktober 1956 wird ein Fanfarenzug gegründet. Die Trommeln werden von der Wehr und die Fanfaren von den Kameraden selbst finanziert. Leiter des Fanfarenzuges wird Philipp Trumpfheller. Weiterhin war man sich einig, dass dringend ein Löschgruppenfahrzeug (LF) angeschafft werden soll. Der Wehr wird Anfang 1957 ein LF 8 mit Vorbaupumpe (Marke Opel mit Magirus-Aufbau) zum Preis von 25.000 DM vorgeführt. Bevor ein Fahrzeug bestellt wird, sollen noch andere Typen besichtigt werden. Außerdem fehlt es zu diesem Zeitpunkt noch an den finanziellen Mitteln.

Die Feuerwehr wird in feste Löschgruppen eingeteilt: Erste Gruppe: Gruppenführer: Heinz Hörr; Maschinist: Rolf Lein; Melder: Horst Jost; Angriffstrupp: Adam Denger, Gg. Bertsch; Wassertrupp: Werner Kaffenberger, Adam Steinmann; Schlauchtrupp: Heinz Forth, Otto Ihrig; Zweite Gruppe: Gruppenführer: Peter Meierhöfer; Maschinist: Heinz Beyerer; Melder: Peter Trautmann; Angriffstrupp: Willy Trumpfheller, Hans Hildenbeutel; Wassertrupp: Philipp Trummheller, Georg Hörr; Schlauchtrupp: Günter Lein, Karl Kusch; Hydrantenwagen: Gruppenführer Fr. Schnellbächer, Ph. Trautmann, Karl Gläser, Herbert Müller, Walter Göttmann, Heinrich Bauer; Mechanische Leiter: Steiger: Armin Trautmann, Fr. Amend, Jakob Dequis, Friedrich Jost, Georg Klinger II., Willy Werner. 

Der 1. Kommandant Robert Borger tritt am 20. September 1957 von seinem Posten zurück und Wolfgang Ihrig wird zum ersten Kommandanten gewählt und zweiter Kommandant wird Horst Jost. Schlauchbestand zu diesem Zeitpunkt: 465 Meter B-Schlauch, 275 Meter C-Schlauch. 

Das bereits Anfang Januar 1957 beantragte Löschgruppenfahrzeug wird im April 1960 endlich bestellt. Es handelt sich um ein Löschgruppenfahrzeug (LF) 8/8 (TS) der Marke Borgward auf Allradfahrgestellt mit Vorbaupumpe (Aufbau Ziegler) zum Preis von 31.500 DM, zuzüglich 7.500 DM für Ausrüstung, so dass sich die Gesamtkosten auf 39.000 DM belaufen. 

Im August 1960 findet eine groß angelegte Löschbezirksübung am Schloss Reichenberg statt, dazu werden im Vorfeld „um der in Zukunft größeren Anzahl an Waldbränden Herr zu werden“ insgesamt sechs Waldbrandpatschen aus Vereinsmitteln angeschafft. Die Wettkampfmannschaft belegt 1960 bei den Kreiswettkämpfen den 2. Platz. Auf einem Hofgut in Frohnhofen bricht am 17. Januar 1961 ein Großbrand aus. Zusammen mit der Feuerwehr Bockenrod kann die Wehr das Feuer trotz extremer Kälte schnell unter Kontrolle bringen, dabei allerdings nicht verhindern, dass das 35 Meter lange mit Heu und Stroh gefüllte Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrennt. Alle angrenzenden Nebengebäude können gerettet werden. Im Protokoll der Generalversammlung vom Februar 1961 ist zu ersehen, dass künftig bei Großbränden, wie z.B. beim Brand auf dem Hofgut Siefert, noch ein Tanklöschfahrzeug aus Erbach geholt werden muss, um eine wirksame Brandbekämpfung durchzuführen!  

Ehrenkommandant Peter Trautmann bekommt am 18. Februar 1961 die goldene Ehrennadel für 50-jährige Dienstzeit verliehen. Ferner werden auf der Versammlung gewählt: Erster Kommandant Wolfgang Ihrig, Zweiter Kommandant Phillip Trumpfheller, Schriftführer Friedrich Schnellbächer, Rechner Günter Lein, Beisitzer Peter Frank, Ludwig Dingeldein, Rolf Lein, Achim Trautmann, Peter Meierhöfer, Adam Steinmann, Pressewart H. Bayerer. Der Fanfarenzug wird wegen Interessenlosigkeit und Nachwuchsproblemen wieder aufgelöst.

Am 13. Mai 1961 hält die Motorisierung ihren Einzug in der Reichelsheimer Feuerwehr! Das im April 1960 bestellte und lang ersehnte Löschgruppenfahrzeug LF 8/8 wird endlich durch Bürgermeister Born an die Wehr übergeben. Die Übergabefeier findet ihre festliche Umrahmung durch den Auftritt der örtlichen Vereine. Nur ein halbes Jahr später, am 12. November ergänzt und verstärkt ein VW-Bus, von der Wehr selbst zu einen Mannschaftstransportwagen umgerüstet, den Fuhrpark, die Kosten betragen 3.600 DM.

Lust auf mehr? Besuchen Sie unsere Sonderausstellung im Regionalmuseum: Im Mai und Juni an jedem Sonntag zwischen 15:00 Uhr und 17:00 Uhr für Sie geöffnet.