Riesige Kerze für einen Kameraden

Zur Erinnerung an den 2002 verunglückten Kameraden Peter Hörr lässt die Feuerwehr in Reichelsheim jährlich am 25. November ihren 18 Meter hohen, dekorierten Schlauchturm leuchten.

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Brennende Kerzen sind feierliche Symbole insbesondere für die Weihnachtszeit, aber auch in Phasen der Trauer. Zum Gedenken an ihren verunglückten Feuerwehrkameraden Peter Hörr im Jahr 2002 gestalten deshalb die Brandschützer aus Reichelsheim den Schlauchturm ihres Feuerwehrgebäudes jedes Jahr als überdimensionale Kerze. Sie bildet gemeinsam mit dem erleuchteten Schloss Reichenberg ein festliches Ensemble und ist in der dunklen Jahreszeit in weiten Teilen der Kerngemeinde und von den Höhenzügen der Gemarkung Reichelsheim schon von weither zu sehen.

Immer wenn sich der Todestag Hörrs jährt, wird der 18 Meter hohe Turm in einer stillen Zusammenkunft von Bürgern, Feuerwehrleuten und dem Pfarrer am Gedenkstein illuminiert. Das nächste Mal am 25. November, der in diesem Jahr mit dem Totensonntag zusammenfällt, um von da an die gesamte Weihnachtszeit zu leuchten. Eines jedoch wird in diesem Jahr anders sein: Die Lichterkette wurde komplett erneuert und trägt nun 2600 LED-Birnchen in den Farben Rot (an den Rändern des Turms) und warmweiß (dort, wo die Flamme zu sehen ist).

Leider habe die Feuerwehr schon mehrere Kameraden verloren, sagt Andreas Baier, Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Das Schicksal von Peter Hörr jedoch war besonders tragisch, denn er verunglückte im Alter von 52 Jahren, als er die Weihnachtsbeleuchtung aufhängen wollte: „Er stand auf der Drehleiter, als diese von einem Lkw gerammt wurde. Peter Hörr wurde heruntergeschleudert“, erinnert sich Baier. Der Kamerad sei sehr beliebt und für jeden da gewesen. „Die Erinnerung lebt und kommt immer wieder mal hoch. Wenn man solche Feuerwehrmänner verliert, bleibt das im Gespräch“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Ein Jahr nach Hörrs Tod haben die Kameraden zum ersten Mal den Schlauchturm als Kerze erstrahlen lassen. „Das war für uns eine Art Trauerverarbeitung, und wir sagten uns, das sind wir ihm schuldig“, erinnert sich Baier. Nach all den Jahren war die Lichterkette zuletzt jedoch etwas blass geworden. „Witterungseinflüsse und UV-Strahlung hatten der Kerze sehr zugesetzt. Es war davon auszugehen, dass die an den Gebäudeecken und auf dem Dach des Turms angebrachte Beleuchtung auf lange Sicht nicht mehr sicher und zuverlässig funktionieren würde“, berichtet Pressewart Christian Lode. Also hatte die Feuerwehr den Entschluss gefasst, die alten Lichtschläuche durch neue LED-Technik zu ersetzen, die zudem Strom sparen und beständiger sein soll. Die gesamten Materialkosten von 2000 Euro übernahm der Feuerwehrverein, außerdem montierten die Kameraden die Kette eigenhändig mithilfe der Drehleiter.

Der Reichelsheimer Feuerwehrverein zählt derzeit rund 600 Mitglieder, in der Einsatzabteilung engagieren sich 50 Personen. „Wir sind noch stark aufgestellt und haben viele junge Leute. Jetzt ist es unsere Vereinsaufgabe, diese Mitglieder zu motivieren, dabei zu bleiben“, sagt Baier.

Der Kerzen-Schlauchturm der Reichelsheimer Feuerwehr wird am Sonntag, dem 25. November, feierlich illuminiert. Dazu treffen sich Feuerwehrleute, aber auch alle interessierten Bürger um 16 Uhr am Gedenkstein unterhalb von Schloss Reichenberg. Es wird eine Andacht des Pfarrers geben, außerdem spielt der Posaunenchor der evangelischen Michaelsgemeinde.

Quelle: 20.11.2018 www.echo-online.de